Die Luft- und Raumfahrt in Berlin und Brandenburg

Die Luft- und Raumfahrtindustrie hat in Berlin-Brandenburg eine lange Tradition. Sie begann vor 120 Jahren mit den Flugversuchen des Luftfahrtpioniers Otto Lilienthal. Inzwischen positioniert sich die Hauptstadtregion mit mehr als 185 Unternehmen und Organisationen erfolgreich als Deutschlands drittgrößtes Aerospace-Kompetenzzentrum.

Kennzeichnend für die Region ist das breite Spektrum der ansässigen Unternehmen, die vor allem in den Bereichen

  • Triebwerksentwicklung und -fertigung
  • Leichtflugzeugbau
  • Flugzeugwartung und -instandhaltung
  • Produktion von Kleinsatelliten und -subsystemen
  • Testung, entwicklungs- und produktionsbezogene Dienstleistungen sowie Forschung, Entwicklung und Anwendung von unbemannten Flugsystemen (Drohnen) sowie
  • New Space

aktiv sind. Die Berlin-Brandenburg Aerospace Allianz engagiert sich gemeinsam mit dem Management des Clusters Verkehr, Mobilität und Logistik für eine weitere Stärkung der Region in den genannten Bereichen. Neben bereits etablierten Feldern gewinnen aktuell neue Schwerpunkte für den Standort an Bedeutung. Als besonders innovatives und aussichtsreiches Feld hat sich bei den Akteuren in Berlin und Brandenburg die Entwicklung von alternativen und emissionsarmen Flugzeugkonzepten und deren Antrieben offenbart.

Von entscheidender Bedeutung für die Präsentation der regionalen Luft- und Raumfahrtkompetenzen gegenüber einem internationalen Publikum ist die ILA Berlin. Alle zwei Jahre zieht die ILA Berlin mehr als 1.000 Aussteller an und hat sich dadurch zu einer der großen, weltweit führenden Innovationsmessen der Luft- und Raumfahrtbranche entwickelt. 

Mit rund 17.000 Arbeitsplätzen ist die Luftfahrtbranche einer der Wachstumsmotoren der Hauptstadtregion. Insbesondere für das Land Brandenburg ist die Luftfahrtindustrie ein Exportmotor. Produkte und Services der Luft- und Raumfahrt repräsentieren im Jahr 2018 mit einem Wertvolumen von mehr als 1,5 Milliarden Euro einen Anteil von rund 12 Prozent am Gesamtausfuhrvolumen des Landes Brandenburg. 

Bei der Triebwerksentwicklung und -fertigung zählen Berlin und Brandenburg zu den bedeutendsten europäischen Standorten. Rolls-Royce, einer der weltweit führenden Hersteller von Antriebssystemen, entwickelt, produziert, wartet und testet in der Region verschiedene Baureihen von Turbinen-Triebwerken für Flugzeuge. Die MTU Maintenance Berlin-Brandenburg setzt in der Hauptstadtregion Luftfahrtantriebe des unteren bis mittleren Schub- und Leistungsbereiches instand und führt die Serienabnahmetests für den Antrieb des Militärtransportes A400M durch. Zudem gibt es eine breite innovative Zuliefererlandschaft mit speziellen Kompetenzen in den Bereichen Maintenance, Repair und Overhaul (MRO), Testing, Simulation, Engineering sowie Softwareentwicklung in der Region. 

Darüber hinaus verfügt Berlin-Brandenburg mit 13 genehmigten Flugplätzen über die größte Flugplatzdichte in Deutschland. Neben dem großen Airport BER gibt es elf kleinere Verkehrslandeplätze, die vor allem von Geschäfts-, Sport- und Privatfliegern genutzt werden. Diese bieten ein breites Spektrum an Angeboten für die General Aviation und die Business Aviation an. Mehrere Hersteller entwickeln und produzieren ein- und mehrmotorige Flugzeuge für die General Aviation. Hochspezialisierte Unternehmen aus dem Bereich der kommerziellen Luftfahrt erhalten auch internationale Aufträge für Vermessung und Überwachung. Hinzu kommen zahlreiche Serviceunternehmen und Flugschulen, die so viele Berufs- und Verkehrspiloten für den europäischen Markt ausbilden wie kaum ein anderes deutsches Bundesland. 

Zu den etablierten Aktivitäten im Luftfahrtbereich sind die unbemannten Flugsysteme hinzugekommen. Hier zeichnet sich eine große Dynamik in Bezug auf innovative Anwendungen und Dienstleistungen ab. Über 60 Akteure aus Forschung, Entwicklung und Anwendung tragen dazu bei, dass die Hauptstadtregion zu einem führenden Standort für automatisiertes Fliegen im unteren Luftraum geworden ist.

Die Hauptstadtregion verfügt mit 52 Hochschulen und rund 200 öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen über eines der dichtesten Forschungsnetzwerke in Europa. Zu den wissenschaftlichen Know-how-Trägern zählen insbesondere die Technischen Universitäten in Berlin und Cottbus-Senftenberg, die Technischen Hochschulen in Brandenburg a. d. Havel und Wildau, die Beuth Hochschule, die Embry-Riddle Aeronautical University sowie die Max-Planck- und Fraunhofer-Institute. 

Der Raumfahrtsektor Berlins und Brandenburgs wird durch das Segment der Kleinsatelliten geprägt – mit einem kontinuierlichen Wachstum. Die ansässigen Unternehmen und Forschungsinstitute entwickeln und bauen Subkomponenten sowie komplette Klein- und Nanosatelliten mit verschiedenen Anwendungstechnologien. Dazu gehören Antriebstechnik, Leichtbaukomponenten, Elektronik, Optik, Lasersysteme, Stromversorgung, Messgeräte, Kommunikationstechnik, Sensoren, Simulationssoftware usw.

Ein Grund für das starke Wachstum des Raumfahrtsektors in der Region liegt in der seit einigen Jahren weltweit rasanten Entwicklung der privaten Raumfahrt. Neue technische Entwicklungen ermöglichen die Bewältigung globaler Herausforderungen. So haben sich vielfältige Anwendungen – von der Landwirtschaft über Katastrophen- und Umweltschutz, Energieversorgung, Telekommunikation bis hin zum automatisierten Transport – ergeben, die von den Unternehmen und Institutionen der Hauptstadtregion maßgeblich vorangetrieben werden.

Die Entwickler und Hersteller von Klein- und Nanosatelliten aus Berlin-Brandenburg gehören zu den Pionieren der Welt, die in den letzten Jahren rasch an Bedeutung gewonnen haben. Über 70 Unternehmen und Forschungsinstitute aus der deutschen Hauptstadtregion sind im Bereich Raumfahrt aktiv. Gemeinsam bilden sie durch ihre vielfältigen Kompetenzen und Spezialisierungen ein ganzheitliches, interdisziplinäres Kompetenzzentrum für Weltraumtechnologien und -anwendungen.

Weltraummissionen gehen mit hohen technischen Anforderungen einher, die nur durch die enge Zusammenarbeit von hochspezialisierten Forschern und Ingenieuren aus verschiedenen Bereichen bewältigt werden können. In Berlin-Brandenburg sind die Bedingungen für solche Forschungs- und Entwicklungskooperationen optimal: Das dichte Forschungsnetzwerk in der Region und die Etablierung von Technologiezentren, insbesondere in den Bereichen IKT, Photonik sowie Luft- und Raumfahrt sorgen dafür, dass New Space-Unternehmen sich optimal entwickeln können.